Forschung
In meinen wissenschaftlichen Projekten geht es um kritische, zeitdiagnostische Analysen.
So schreibe ich an einem Buch zur „Popularität des Traumas“, eine Studie zu „Wildes“ ist geplant. Neben einer multidisziplinären Ausrichtung, wie sie in meiner Mitarbeit in der Forschergruppe „Transnational Periodical Cultures“ an der Universität Mainz zum Ausdruck kommt, gehe ich vor allem im Kontext des von mir 2013 initiierten Europäischen Netzwerks „Reading Violence“ meinen Forschungsprojekten zum Gewaltdiskurs in der Literatur nach. (siehe hierzu auch die von mir mit herausgegebene Buchreihe „Signaturen der Gewalt“ im Peter Lang-Verlag)
Projekt 1
Die Gegenwart des Traumas / Postmemory und Gewalt
Vor dem Hintergrund des internationalen Netzwerks „Reading Violence“ arbeite ich an einem Buch zur „Popularität des Traumas“. Dabei setze ich mich kritisch mit einem aktuellen Traumadiskurs auseinander, bei dem narrative Konstruktionen präferiert werden, die eine Konjunktur des Opfers im Kontext einer Gedächtnisindustrie (memory industry) hervorbringen. Ausgehend von der Genese des Begriffs im 19. Jahrhundert stelle ich das Trauma im Sinne einer seelischen Extremerfahrung als grand narrative vor. Ich hinterfrage anhand von literarischen Texten, aber auch TV-Qualitätsserien eine Gedächtnistheorie, die sich vordringlich auf Trauma-Narrative und deren ritualisierter Viktimisierung stützt. Dabei präsentiere ich Romane und Filme, die sich nicht in ein bestehendes Grundmuster einfügen, sondern in einem sperrigen und irritierenden Gestus ihre provozierende Kraft behaupten.
Projekt 2
Periodical Cultures
In meiner Mitarbeit in der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Transnational Periodical Cultures“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz setze ich mich mit der Aufarbeitung einer feministischen Zeitschrift aus den 1990er Jahren auseinander. Diese Zeitschrift mit dem Titel „Rundbrief“ wurde von mir über den Zeitraum von sechs Jahren mitherausgegeben. Welche Rolle kam der Zeitschrift „Rundbrief. Frauen in der Literaturwissenschaft“ im Wissenschaftsdiskurs zu? Welche politischen Akteure sind auszumachen, welche transmedialen Netzwerke können im Publikationszeitraum identifiziert werden? Wie wird Gesellschaft und Kultur in der Zeitschrift verortet und welche Transformations- und Übersetzungsleistungen bietet das Journal mit seinen unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten an?
Projekt 3
Wildes
„wild, ein Wort von einem weitläufigen Verstande, und das von dem Worte: Wald, herzuleiten ist. Denn, weil ein Wald eben nicht der Ort ist, wo eine wohlanständige Sittsamkeit ihre Wohnung aufschlagen kann; so pfleget man alles, was unbändig, rauh, eigensinnig, ungezogen, unfreundlich, und vor sich nach eigenem Gefallen zu leben geneigt ist, wild zu nennen.“
Dieser Eintrag findet sich in „Zedlers Großem vollständigen Universal-Lexikon“ im frühen 18. Jahrhundert. In meiner Studie sollen die unterschiedlichen Bedeutungsvarianten von Wildnis am Beispiel von verschiedenen literarischen Texten und Filmen beschrieben werden, wobei ich den Topos von einem fernab von der Zivilisation unverdorbenen Naturzustand, über den ökologischen Wildnisbegriff der Bewahrung bis zu Rückverwilderungsprojekten verfolge. Damit sollen Reflexionsräume, die eine Fortschrittsgläubigkeit konterkarierend, eröffnet werden. Verwilderung wird insofern als Wiederherstellung von Ökosystemen, aber auch als radikal andere Begegnung zwischen Tier und Mensch denkbar.